„Wir sind auch in der Forschung ein starker Partner. Unser Ziel: Den Stand der Technik jeden Tag ein Stückchen weiter zu verschieben. So stellen wir sicher, dass wir für Ihre Fragestellungen immer die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigen und die effizientesten und effektivsten Antworten anbieten können.“
Dr.-Ing. Matthias Kretschmer, Ansprechpartner Forschung
Offshore-Windparks mit Null-Cent-Förderung-Geboten sowie Post-EEG-Windenergieanlagen müssen ihre Erträge allein am Strommarkt erwirtschaften. Das verlangt vorausschauende Betriebsstrategien, die neben den Marktpreisen auch die zu erwartende Abnutzung der Anlagen am nächsten Tag einbeziehen. Die MesH Engineering GmbH hat sich daher dem BMWK geförderten Projekt OTELLO angeschlossen, in dem sie gemeinsam mit dem Fraunhofer IEE und anemos Gesellschaft für Umweltmeteorologie neue Instrumente entwickelt, mit denen sich Fahrpläne für Windparks optimieren lassen. Die Expertinnen und Experten integrieren dort unter anderem Kurzfrist-Prognosen zur Turbulenzintensität – der zentrale Faktor für die Abnutzung von Windenergieanlagen.
Das Teilvorhaben "Entwicklung der Softwareplattform und digitaler Zwillinge des Antriebstrangs" verfolgt zwei Forschungsziele:
(1) Aufbau und Entwicklung einer holistischen generischen Software-Plattform und deren Schnittstellen (Software und Hardware) zur Verwirklichung, Implementierung und Schaffung der digitalen Zwillinge und Industrie 4.0 Technologien im Energiebereich.
(2) Entwicklung eines digitalen Zwillings von Antriebssträngen von Windenergieanlagen unter Verwendung von UQ Methoden, AI, und maschinellem Lernen.
Beide angestrebten Ergebnisse werden individuell, im Zusammenspiel und gemeinsam mit den Forschungsergebnissen der Partner im Gesamtvorhaben validiert und deren Anwendung an Referenzszenarien demonstriert.
Für den Umbau der deutschen Energieversorgung und des großflächigen Ausbaus der Windenergie müssen die Windenergieanlagen (WEA) zunehmend zur Netzstützung bzw. zur Netzstabilisierung beitragen. Dafür ist insbesondere eine hochdynamische Reaktion der Wirk- und Blindleistung auf Störungen im Netz, wie z.B. Kurzschlüsse, Teilnetzabspaltungen, Kraftwerksausfälle usw. notwendig. Im Sonderfall kann auch ein kurzzeitiger motorischer Betrieb der Anlagen sinnvoll sein. Die dafür erforderlichen Generatorregelungen sind aktuell Gegenstand umfangreicher Forschungsaktivitäten. Ein bisher nicht umfassend untersuchter Aspekt dieser Regelungen aus Sicht der Einzelanlagen besteht jedoch darin, dass dynamische Spannungs- und Frequenzänderungen im Netz eine direkte Rückwirkung auf die Wirkleistung der Anlagen und somit auf die Anregung von Triebstrangschwingungen und die damit verbundenen mechanischen Lasten haben.
Die Anforderungen zur schnellen Netzstützung bei Störungsereignissen im Verbundnetz stellen zukünftig neue Anforderungen an die Generatorregelung von Windenergieanlagen. Insbesondere zur schnellen Frequenzstützung müssen hohe Gradienten in der Wirkleistung realisiert werden. Diese Wirkleistungsänderungen resultieren in entsprechenden Änderungen des Drehmomentes am Generator und können somit die Struktur der WEA zu Schwingungen anregen und erhöhte mechanische Lasten verursachen. Betroffen sind insbesondere der Triebstrang, also das gekoppelte System aus Rotorblättern, Wellen, Getriebe und Generator, aber auch dem Turm der WEA. Durch Generatorregelungen, die mit hoher Dynamik auf Änderungen in Betrag und Phasenlage des lokalen Spannungszeigers reagieren, wird die Dynamik des Verbundnetzes effektiv mit der Strukturdynamik der WEA gekoppelt. Somit können gekoppelte Schwingungsmoden auftreten, die das Verhalten mehrere Einzelanlagen untereinander als auch mit anderen Generatoren im Netz koppeln.
Es soll daher eine multidisziplinäre Analyseumgebung erstellt werden, mit der die Rückwirkung und die Einflüsse der neuen netzstützenden Generatorregelungen auf die Strukturdynamik, Stabilität und Lasten einer Windenergieanlage untersucht werden.
Dabei werden Mehrkörpermodelle der Strukturdynamik mit Modellen zur Beschreibung der Generatordynamik und des elektrischen Netzes gekoppelt. Insbesondere muss das Generatorsystem als Koppelglied zwischen den dynamischen Netzvorgängen und der Strukturdynamik der WEA mit hoher Genauigkeit abgebildet werden. Einflüsse dieser Art von Regelungssystem auf die Strukturdynamik werden veränderte Anforderungen an die Auslegung der Triebstrangsysteme verursachen, die in diesem Projekt untersucht werden.
Die Analyse von Schwingungsphänomenen am Triebstrang einer WEA erfolgt nach dem Stand der Technik mit entsprechend aufgelösten Mehrkörpermodellen, die die elastischen Strukturkomponenten und die Kopplung mit den aerodynamischen Kräften beschreiben. Je nach Fragestellung können solche Modelle niederfrequente Schwingungen im Bereich 0,1 Hz bis hin zu Problemen der Schallausbreitung bei mehreren 100 Hz beschreiben.
Besonderes Augenmerk im Projekt soll auf die Möglichkeit zur Entstehung von Instabilitäten, die ein Versagen der Struktur verursachen, gelegt werden. Windenergieanlagen mit modernem Regelungssystem können durch die Wechselwirkung zwischen den aerodynamischen Kräften, elastischen Kräften, Trägheitskräften und den von dem Regelungssystem induzierten Kräften eine Reduzierung der Systemdämpfung erfahren, die im Schlimmsten Fall zu einer Instabilität oder starke Vibration führt. Um das Auftreten solcher Instabilitäten vorhersagen zu können, müssen die Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen Struktur, Aerodynamik und Regelungssystem in dem Gesamtsystemmodell berücksichtigt werden. Für die Stabilitätsanalyse einer WEA mit netzstützendem Regelungssystem soll zuerst eine Modellierungsstrategie definiert und eine Simulationsumgebung realisiert werden. Diese Simulationsumgebung wird für den Bau des Gesamtsystemmodells verwendet. Für die aeroelastische Stabilitätsanalyse einer WEA wurde bereits bei MesH ein Softwaretool entwickelt. Dieses basiert auf der Modellierung der WEA als Mehrkörpersystem. Für die Stabilitätsanalyse in Gridloads soll das vorhandene Stabilitätsanalysetool weiterentwickelt werden, um eine hinreichend genaue Vorhersage der aero-servo-(elektro)-elastischen Instabilität zu ermöglichen. Mit der Anwendung des neuentwickelten Werkzeuges wird eine Möglichkeit geschaffen, den Abstand zur Stabilitätsgrenze zu ermitteln und somit die Auslegung des Regelungssystems zur Beeinflussung der Stabilität zu ermöglichen.
Ein weiterer Aspekt der Rückwirkung des netzstützenden Regelungssystems besteht in der Beeinflussung der Komponentenlasten der WEA (z.B. Rotor, Getriebe, usw.). Diese Lasten sind dimensionierend für die Auslegung der Struktur. Zur Analyse der Lasten werden Zeitsimulationen für das Gesamtsystemmodell durchgeführt und bewertet. Für diese Zeitsimulationen werden repräsentative Lastfälle ausgewählt und mit den Lasten aus der Simulation ohne netzstützende Regelungssysteme verglichen.
Neben den mechanischen Lasten sollen auch mögliche Mechanismen für die Anregung erhöhter Schallemissionen, die aus dem Generatorsystem und der Kopplung mit dem Netz resultieren, betrachtet werden. Beispieleffekte sind unsymmetrische Netzzustände und durch elastische Verlagerungen des Generatorläufers bewirkte unsymmetrische Magnetfelder.
Nach der Identifikation der Rückwirkung des netzstützenden Regelungssystems auf Lasten sollen im zweiten Schritt die Möglichkeiten zur aktiven Beeinflussung des Schwingungsverhaltens über die Regelung des Generatorsystems untersucht werden. Dabei wird von IWES eine Erweiterung der bekannten netzstützenden Regelungsverfahren um Maßnahmen zur Reduktion von Triebstranglasten geplant. Zur Reduktion der Systemkosten ist eine gemeinsame Optimierung der Struktur- sowie Regelungsparameter sinnvoll. In diesem Teilvorhaben wird dazu mit einer numerischen Sensitivitätsanalyse dieser Parameterraum aufgespannt. Die beschriebenen Untersuchungen sollen in der Simulation durchgeführt werden, um zum einen die Kopplungen zwischen Strukturdynamik und Netz transparent zu machen. Zum anderen sind die untersuchten Regelungen für kommerzielle Umrichtersysteme noch nicht verfügbar. Eine experimentelle Erprobung auf Generator- oder Gondelprüfständen ist nicht zielführend, da die interessierende Strukturdynamik der WEA aufgrund fehlender Rotorblätter und der Bandbreitenbeschränkungen in der Ansteuerung nicht realistisch nachgebildet werden kann.
Das mittlerweile abgeschlossene Verbundprojekt TremAc, welches vom Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik (IBF) am Karlsruhe Institute of Technology (KIT) geleitet wurde, diente der Identifikation der Hauptparameter und Schwellwerte zu einer objektiven Bewertung der Schall- und Erschütterungsbelastung von Windenergieanlagen in Abhängigkeit der Anlagendaten, der Konstruktion, der Topographie und der Entfernung zum Immissionsort.
Wir von MesH Engineering haben uns in diesem Projekt intensiv mit der Emission von tonalen Geräuschen von Windenergieanlagen mit Getriebe beschäftigt. Wir konnten in diesem Projekt einen Simulationsprozess entwickeln, der er es erlaubt die tonalen Schallemissionen von Windenergieanlagen rein numerisch zu ermitteln. Diese Art von Schallemissionen an Getriebeanlagen hat ihren Ursprung in den Verzahnungen der einzelnen Getriebestufen. Die Anregung an den Verzahnungen wird dabei durch ein spezielles Kraftelement in unserem sehr detaillierten Mehrkörpermodell abgebildet. Das Mehrkörpermodell repräsentiert zudem den gesamten Transferpfad von Vibrationen innerhalb der Windenergieanlage. Die in diesem Projekt besonders im Fokus stehenden niederfrequenten Schwingungen werden dann insbesondere an den Rotorblättern und dem Turm in die Umgebung als Luftschall emittiert. Der Übergang von der Vibration in der Struktur an die umgebende Luft kann nicht in einem Mehrkörpersystem modelliert werden. Daher wurde zu diesem Zweck ein dediziertes finite-Elemente-Modell entwickelt, um auch diesen Effekt numerisch zu betrachten.
Die Möglichkeit die tonale Vibroakustik numerisch zu behandeln ist zwar ein sehr wichtiger, aber noch kein ausreichender Schritt bei der Verbesserung moderner Windenergieanlagen. Daher wurden im Projekt TremAc bei MesH Engineering auch verschiedene Möglichkeiten untersucht, die Schallemissionen von Windenergieanlagen zu reduzieren. Eine untersuchte Möglichkeit liegt darin, die Mikrogeometrie der Verzahnung so zu verändern, dass der Übertragungsfehler an den Verzahnungen und somit die Anregungen des Systems kleiner wird. Eine andere Möglichkeit liegt im Einbau von Hydrolagern an den Verbindungsstellen zwischen den rotierenden und den nichtrotierenden Komponenten der Windenergieanlagen. Die dämpfenden Eigenschaften von Hydrolagern machen deren numerische Behandlung in Mehrkörpersystemen sehr aufwendig. Im Projekt TremAc ist es unseren Experten jedoch gelungen einen effizienten Weg zur Modellierung zu finden und den Effekt auf die Reduktion tonaler Schallemissionen zu quantifizieren. Beide Möglichkeiten zur Beeinflussung der tonalen Schallemissionen zeigten ein vielversprechendes Ergebnis, dass auf die Entwicklung zukünftiger Generationen von Windenergieanlagen sicher Einfluss haben wird. So helfen unsere Experten mit, dass wir zukünftig als Anwohner in der Nähe von Windparks noch besser schlafen können.
Mehr zum Projekt finden Sie unter https://www.windfors.de/de/projekte/tremac/